Offener Brief an Christian Klambaur

05.01.2017

Herr Klambaur, wir müssen uns über Ihren Humor unterhalten. Kürzlich haben Sie auf Facebook ein höchst rassistisches Video veröffentlicht. Eine dunkelhäutige Person bittet um Asyl und wird mit den Worten «Asyl? Aber sicher nicht in Bubikon, du scheiss Neger!» in den Abgrund getreten. Das Ganze ist eine Nachvertonung des Films «300», die Sie – von den Medien darauf angesprochen – im Nachhinein als «lustig» bezeichneten.
Inzwischen haben Sie sich auf Facebook von jeglichem rassistischen Inhalt distanziert, sie hätten «offenbar ein als rein privat gedachtes Video, dass (sic! – informieren Sie sich über unsere Sprache, weder das falsch gesetzte «dass» noch das Wort Neger sind Bestandteil davon) als rassistisch aufgefasst werden kann, öffentlich auf Facebook gepostet.» Uns erschliesst sich nicht wirklich, inwiefern das Video im privaten Kreis an Qualität gewinnen sollte. Rassismus bleibt Rassismus und auch eine nachträgliche Entschuldigung kann nicht verhindern, dass Sie mit diesem Video Ihre Ansichten ziemlich klar zum Ausdruck gebracht haben.
Weltweit befinden sich rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht, etwa die Hälfte davon sind Kinder. Während Sie im Zürcher Oberland ein idyllisches Leben verbringen, sind diese Menschen Strapazen ausgesetzt, die wir uns wohl kaum vorstellen können. Sie sind oftmals auf sich alleine gestellt, von ihren Familien und Freund_innen getrennt und haben keine Ahnung, was ihnen die Zukunft bringen wird. All das, weil sie versuchen vor Hunger, Armut und Elend zu flüchten, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Möchten Sie vielleicht auch darüber lachen?
Während ich diese Zeilen schreibe, ertrinken im Mittelmeer Menschen – nur wenige Flugstunden von uns entfernt. Alleine im letzten Jahr waren es mehrere tausend. Sie werden von geschlossenen Grenzen und der europäischen Flüchtlingspolitik in die Abgründe des Meeres getreten. Möchten Sie vielleicht auch darüber lachen?
Wir hoffen Sie überlegen sich das nächste Mal besser, welche Inhalte Sie öffentlich, aber auch privat vertreten wollen und wie Sie sich gegenüber Menschen aus anderen Ländern und Kulturen verhalten. Denken Sie einfach immer daran: Sie könnten genauso diejenige Person sein, die in Bubikon um Asyl bittet. Danken Sie dem Zufall dafür, dass dem nicht so ist.
Und wenn Sie das nächste Mal etwas Unterhaltung wollen, dann schalten sie einen lustigen Film ein oder gehen mal wieder ins Theater, anstatt sich an der Not und dem Elend anderer Menschen zu erfreuen.
Mit freundlichen Grüssen
JUSO Zürich Oberland