Am Samstag hielten die Jungsozialist*innen vom Zürcher Oberland ihre Jahresversammlung in Schwerzenbach ab. Die fünf Stunden waren gefüllt mit prägenden Entscheidungen, Ankündigungen und inhaltlichen Inputs. Verabschiedet wurde ein Visionspapier mit ausführlichen Analysen und brisanten Forderungen für das Zürcher Oberland und darüber hinaus.
Um 15 Uhr eröffnete das Co-Präsidium der JUSO Zürcher Oberland im Chimlisaal in Schwerzenbach die Jahresversammlung. Die lange Traktandenliste liess erahnen, dass es eine längere Versammlung werden dürfte.
Der wichtigste Traktanenpunkt des Nachmittags stand jedoch bereits nach der ersten Pause an: Die Verabschiedung des sogenannten Visionspapieres. Auf 27 Seiten liefert die JUSO darin ihre Analysen zu den Missständen im Zürcher Oberland, in der Schweiz und darüber hinaus. Als Folgerung stellen sie eine Vielzahl an Forderungen auf, mit denen diese Missstände bekämpft werden sollen. Die JUSO geht dabei vertieft auf die Themen Gleichstellung, Klima & Umwelt, Wohnen & Leben, Antirassismus, Zugänglichkeit & Barrierefreiheit, Bildung, Antifaschismus und Demokratie ein. Die Forderungen, die aus dem Papier hervorgehen, haben es in sich, wie eine Auswahl davon zeigt:
- Wahlrecht und politische Teilhabe für alle Menschen mit Behinderungen: Dafür müssen die Strukturen und die Unterstützungsmöglichkeiten, die Menschen mit Behinderungen eine selbstbestimmte politische Teilhabe ermöglichen, massiv ausgebaut werden.
- Oberländer Städte müssen sich als Sichere Häfen deklarieren und so der europäischen Abschottungspolitik entgegentreten. Sogenannte Sichere Häfen bezeichnen aufnahmebereite Städte. Bereits 320 solcher Städte sind bei der Seebrücke registriert, so auch die grossen Schweizer Städte.
- Fusionierung der Oberländer Gemeinden und Abschaffung aller Gemeindeversammlungen. Diese sind veraltet und für viele Menschen unzugänglich. Die Gemeinden im Zürcher Oberland müssen in einen Fusionierungsprozess starten und spätestens ab 10'000 Einwohner*innen die Gemeindeversammlung durch ein Parlament ersetzen.
«Mit dem Visionspapier wollen wir in den kommenden Jahren noch stärker für ein lebenswertes, solidarisches und ökologisches Zürcher Oberland kämpfen», sagt Anaïs Dolder, die Co-Präsidentin der JUSO Zürcher Oberland.
Ein inhaltlich passender Bildungsinput lieferte die Vize-Präsidentin der JUSO Schweiz, Mirjam Hostetmann. Sie sprach zu struktureller Diskriminierung von behinderten Menschen und zu Ableismus in der Geschichte.
Als weitere prominente Person hielt Sylvie Fee Matter ein Grosswort an die JUSO. Die aktuelle Kantonsratspräsidentin von Zürich gründete vor über 23 Jahren die JUSO Zürcher Oberland. Die höchste Zürcherin wurde von den Jungsozialist*innen anschliessend zum Ehrenmitglied gewählt.
An der Jahresversammlung musste sich der gesamte Vorstand und sämtliche Delegierten einer Gesamterneuerungswahl stellen. Alle wurden in ihrem Amt bestätigt. Damit können die Jungsozialist*innen mit viel Konstanz und noch mehr politischem Weitblick in ihr neues, politisches Jahr starten. «Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber wir erarbeiten uns unsere Utopie Stück für Stück mit unserem Mut, unserer Solidarität und unserer Freundschaft», sagt der Co-Präsident Dario Vareni in seiner Rede.