Die JUSO gewinnt im Zürcher Oberland an Einfluss
Politisch ist das Zürcher Oberland bürgerlich dominiert. Bei den Jungen zeichnet sich jedoch eine andere Entwicklung ab. Die Jungsozialist*innen sind die stärkste und auffälligste Jungpartei in der Region und sie ist in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen. Nun treten sie mit 10 Kandidierenden in 6 Gemeinden für die Gemeinderatswahlen 2022 an und wollen die Gemeinderäte jünger und diverser machen.
Jugendliche wurden durch die Corona-Pandemie stärker politisiert als üblich. Wie ein Bericht von SRF zeigte, verzeichneten alle Jungparteien einen Mitgliederzuwachs seit Anfang 2020. Die Jungsozialist*innen gewannen dabei mit 1889 Anmeldungen in diesem Zeitraum am meisten neue Mitglieder dazu. Ein Trend, der im Zürcher Oberland besonders deutlich zu beobachten war. «Dieses Jahr war unglaublich. Bereits im April hatten wir mehr Neumitglieder gewonnen, als davor in einem ganzen Jahr», sagt Dario Vareni, Co-Präsident der JUSO Zürcher Oberland. Die Inhalte der JUSO scheinen bei den Jugendlichen gut anzukommen.
Der grosse Mitgliederzuwachs zeichnete sich auch in den aktiven und kreativen Aktionen der Jungsozialist*innen ab. Für Aufmerksamkeit sorgte sie zum Beispiel mit einer Aktion, bei der sie den sogenannten Dubel, ein selbstkreierter Preis für rassistisches Verhalten, einem Bürger aus Fehraltorf übergaben (Der Zürcher Oberländer berichtete). Auch im Abstimmungskampf für die 99%-Initiative der JUSO Schweiz trat die Landsektion offen und selbstbewusst auf, so zum Beispiel mit einer inszenierten Pokerrunde vor dem Stäfner Gemeindehaus.
Jetzt wollen die Jungsozialist*innen aktiv in der Politik mitwirken. Gleich zehn Kandidat*innen treten für die Gemeinderatswahlen im kommenden Jahr in sechs verschiedenen Gemeinden an. «Wir wollen dorthin, wo es ungemütlich ist, in die bürgerlichen Gemeinderäte. Dort wollen wir uns für Veränderung einsetzen», sagt Dario Vareni. Er selbst kandidiert in Weisslingen für den Gemeinderat, zusammen mit Simone Seiler, Co-Präsidentin der SP Fehraltorf Russikon Weisslingen. Weitere Kandidaturen gibt es in Pfäffikon, Wetzikon, Grüningen, Dübendorf und in Hinwil.
Die Anzahl der Kandidat*innen ist beträchtlich und bestätigt das Erstarken der JUSO Zürcher Oberland. Für die Gemeinderatswahlen vor vier Jahren stellte die Partei noch zwei Kandidat*innen in Uster auf und eine Kandidatin in Maur für die Sozialbehörde. Im Wahlkampf fokussieren sich die Jungsozialist*innen auf drei Themen: Antifaschismus, Feminismus und die Klimakrise. «Das Zürcher Oberland ist ein Hotspot für rechtsextremes Gedankengut. Immer wieder werden Geschichten von Neonazis im Oberland bekannt und faschistische Symbole und Sticker kann man fast überall im Oberland finden. Das zeugt von einer menschenverachtenden Ideologie, der wir uns mit aller Kraft entgegenstellen!», führt Dario Vareni den ersten Punkt aus.
Alle drei Themen sind von nationaler Bedeutung, der Handlungsbedarf sei im Oberland aber noch grösser. Julia Iten, die in Grüningen für den Gemeinderat kandidiert, meint dazu: «Im Sommer lehnte eine Mehrheit der Oberländer Gemeinden das CO2-Gesetz ab. Das zeigt, dass hier besonders viel Sensibilisierungsarbeit nötig ist, sodass auf nationaler Ebene die nötigen Massnahmen umgesetzt werden können.» Dasselbe gelte laut den Jungsozialist*innen auch für die Gleichstellung der Geschlechter. Es herrsche ein stark patriarchales Weltbild vor, welches Frauen eine klare Rolle zuordne. «Diese Rolle ist beispielsweise nicht in der Politik. Das sieht man daran, wie stark untervertreten Frauen in der regionalen Politik sind. Mit diesen Rollenbildern wollen wir brechen!», sagt Iten dazu.
Die Erneuerungsahlen für die Gemeinderate im Zürcher Oberland finden am 27. März 2022, doch egal wie die Wahlerfolge der Kandidat*innen der JUSO aussehen werden, der wachsende Einfluss der Jungpartei in der Region scheint garantiert.